10.05.2004:
Ausstellung "Niedersachsens frühe Bevölkerung: Die Altsachsen der
spätrömischen Kaiserzeit und des frühen Mittelalters
"Die wahren Sachsen sind nur in
Niedersachsen zu finden"
Grußwort des Vizepräsidenten Ulrich Biel zur Ausstellungseröffnung
Anrede,
ein herzliches Willkommen hier im Niedersächsischen Landtag!
Ich freue mich sehr, heute zusammen mit Ihnen allen
die Ausstellung „Niedersachsens frühe Bevölkerung: Die Altsachsen der
spätrömischen Kaiserzeit und des frühen Mittelalters" hier im
Leineschloss zu eröffnen.
Das Land Niedersachsen ist am 1. November 1946 durch
die Verordnung Nr. 55 der Britischen Militärregierung gegründet worden.
Dass es unter den Ländern der Bundesrepublik
Deutschland in seiner heutigen territorialen Gestalt zwar keine weit in
die Geschichte zurückreichende Tradition vorweisen kann, bedeutet nicht
das Fehlen jeglicher geschichtlicher Wurzeln.
Selbstverständlich hat der Raum zwischen Elbe und
Ems, Harz und Nordsee eine lange historische Entwicklung durchgemacht,
die das heutige Niedersachsen nach wie vor entscheidend prägt.
Der Name Niedersachsen leitet sich von dem
germanischen Stammesverband der Altsachsen ab.
Die erste Nennung der Sachsen erfolgte in der Zeit um
150 n. Chr. durch den aus Alexandrien stammenden Geographen Ptolemäus <Pe-tole-mä-us>,
nach dessen Beschreibung die Sachsen nördlich der Elbe im heutigen
Holstein siedelten.
Ob der Stammesname auf ihr Kurzschwert - den Sax -
hinweisen soll, ist allerdings umstritten.
Die „alten" Sachsen sind natürlich nicht zu
verwechseln mit den heutigen Sachsen in Ostdeutschland. Deren Name
entstand erst im frühen 15. Jahrhundert durch Erbzuteilung.
Die „wahren" Sachsen sind demnach nur in
Niedersachsen zu finden!
Im Zuge der großen Völkerwanderungsbewegung drang im
dritten Jahrhundert der Stamm der Sachsen aus seiner ursprünglichen
Heimat in Holstein über die Elbe nach Süden vor und dehnte sich in der
Folgezeit über fast das gesamte heutige Nordwestdeutschland aus.
Die Sachsen kannten, anders als die übrigen
germanischen Stämme, keine monarchische Verfassung. Einen König besaßen
die „alten" Sachsen deshalb nicht.
Das Stammesgebiet war in etwa 60 bis 80 Gaue -
weitgehend eigenständige, vom Adel organisierte Siedlungsverbände
unterschiedlicher Größe - gegliedert.
Einmal im Jahr kamen Vertreter aller Teile des
Sachsenstammes in der berühmten Stammesversammlung in Markloh -
vermutlich dem heutigen Marklohe bei Nienburg - zusammen, dem - wie ich
betonen möchte - „ältesten Parlament" auf deutschem Boden!
Dort wurden Angelegenheiten von gemeinsamen Interesse
beraten. Nur in Kriegszeiten wurde ein Herzog als Führer des gesamten
Aufgebots gewählt.
Im Übrigen stellte offenbar jede der
Stammeslandschaften gerne ihre regionalen Eigeninteressen in den
Vordergrund.
Eine geschlossene staatliche Einheit ist das alte
Sachsen daher kaum gewesen.
Der bedeutendste der sächsischen Herzöge war der
Westfale Widukind. Ihm gelang es, im lang währenden Krieg gegen Karl den
Großen den Gesamtstamm der Sachsen zu einen.
Dessen Zerfall setzte jedoch bald ein, und zwar nach
dem Blutgericht in Verden und insbesondere nach der vernichtenden
Niederlage der Sachsen an der Hasefurt bei Osnabrück sowie der
Unterwerfung und Taufe Widukinds im Jahre 785.
Über viele Lebensbereiche der Sachsen wissen wir nur
etwas aus archäologischen Fundstücken, da keinerlei Berichte über die
allgemeinen Lebensverhältnisse, die Kultur und die Kunst sowie über die
religiösen Vorstellungen der Altsachsen vorliegen.
Deren wissenschaftliche Erforschung gehört seit
Jahrzehnten zu den wichtigsten Aufgaben der Sachsenforschung am
Niedersächsischen Landesmuseum.
Hier wird anhand archäologischer Ausgrabungen die
Geschichte und das Leben der Altsachsen ergründet.
Herr Professor Böhme, Sie werden gleich über die
politische und kulturhistorische Bedeutung der Altsachsen am Beginn des
Mittelalters zu uns sprechen.
Auf Ihren Vortrag sind wir alle schon jetzt sehr
gespannt.
Meine Damen und Herren, ich bin sehr erfreut, dass
die Ausstellung über „Niedersachsens frühe Bevölkerung: Die Altsachsen
der spätrömischen Kaiserzeit und des frühen Mittelalters" anhand
archäologischer Funde hier im Leineschloss in der Reihe
„Landesgeschichte im Landtag" gezeigt wird.
Die Präsentation gibt einen Einblick in verschiedene
Lebensbereiche der Altsachsen und soll den Besucherinnen und Besuchern
viel Wissenswertes über die Sachsen, die sich heute Niedersachsen
nennen, vermitteln.
Ich wünsche ihr viel Erfolg sowie zahlreiche
Besucherinnen und Besucher!
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