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Die altsächsische Stammesgeschichte

von Thomas Reyer zu Wigmodyn

1. Die Stammes - Sage

Die erste schriftliche Aufzeichnung der Stammesgeschichte der Altsachsen ist von Widukind von Corvey um das 11. Jhd. n.d.Zw. überliefert.(1) Sie ist eine volkseigene Aufzeichnung über das Entstehen des eigenen Ethnostaates. Der Wirklichkeitsgehalt einer solchen Sage ist umstritten, doch darf ein historischer Kern der Überlieferung als sicher gelten. Widukind von Corvey berichtete in seiner Herkunftssage über eine Landnahme der Sachsen über die See und eine Landung im damaligen Gau Haduloha. Dieser Gau bezeichnete das Land zwischen Elbe- und Wesermündung und beinhaltet das Wort Hadu für Kampf. Heute heißt dieses Land Hadeln. Widukind berichtete weiter über eine kriegerische Landnahme in eben diesem Elbe- Weser-Dreieck.. Widukind beschrieb allerdings nicht, ob die Namensgebung der Sachsen bereits vor dieser Landnahme erfolgt war oder erst nach dem Eindringen in das Elbe-Weser-Dreieck. Dem heutigen Forschungsstand läßt sich dazu entnehmen, daß dithmarscher Volksgruppen der Reudinger um ca. 100 n.d.Zw. in das Elbe-Weser-Dreieck eindrangen.(2) Sie sollen damals mit Booten über die Elbe übergesetzt haben müssen, was einen Inhaltsteil der Sage bestätigen würde. Es ist davon auszugehen, daß es dabei Kämpfe um dieses von den Hauken bewohnte Land gegeben haben muß. Auch dieses würde die Stammessage bestätigen. Trotz kriegerischen Auseinandersetzung bestand zwischen beiden Volksgruppen eine enge ingwäonische Stammesverwandschaft,(3) da Hauken und Reudinger dem selben Kulturverband angehörten. Untermauert wird dies archäologisch durch Topfformen und Geschirrfunde, welche eine große Gestaltungsähnlichkeit aufweisen.

Trotz vereinzelten Auseinandersetzungen kam es insgesamt zu einer friedlichen Stammesgründung, ähnlich wie bei den Franken und Alamannen. Belegt wird dies durch archäologische Fund, wie z. Bsp. Die Ausgrabung der Feddersen Wierde an der Weser im Lande Wursten, nördlich von Bremerhaven. Die kontinuierliche Besiedelung dieses Wurtendorfes weist keine kriegerischen Veränderungen auf. Es ist eine durchgehende und harmonische Besiedlung des Dorfes von ca. 100 v.d.Zw. bis ca. 450 n.d.Zw. zu beobachten. Diese Beobachtung gilt auch für andere Ausgrabungen im Kernland der Sachsen, den Gauen Haduloha und Wigmodien.(4)

Es wird weiter davon ausgegangen, daß sich um ca. 150 n.d.Zw. der Name der Altsachsen im Elbe-Weser-Dreieck für die Seeraubgruppen der Hauken, Reudinger und eventuell auch der Avionen gebildet hat.(5)
Parallele Stammesbildungen neuzeitlicher Großstämme sind bei den Franken und Alamannen anzutreffen.(6) Bei den Sachsen scheint namensgebend gewesen zu sein der Sachs, ein einschneidiges Kurzschwert für die Seeraubgruppen ( Sachs Notas = Die Schwertgenossen ).(7)

Die ingwäonische Stammesverwandtschaft könnte sich weiterhin auch in einem gemeinsamen Wodankult ausgedrückt haben. Dann könnte sich in den Sagengestalten Hengist und Horsa personifizierte Vertreter der Hauken und Reudinger wiederfinden lassen. In der Sage sind Hengist und Horsa zwei gleichberechtigte Stammesführer, die sich in der Überlieferung zur angelsächsischen Landnahme bewahrt haben. Die Namen der beiden Stammesführer bedeuten Hengst und Roß. Da das Pferd das Symboltier des auf einem achtbeinigen Hengst, Sleipnir, reitenden Wodan ist, liegt eine direkte Deutung zum Wodanskult hin vor.(8)

2. Die Verfassung

Die Verfassung der Altsachsen im Sinne einer Ordnungsgebung weist interessante, aus heutiger Sicht vielleicht erstaunliche, Merkmale auf .

2.1. Die Stammesteile

Zum besseren Verständnis erscheint es notwendig, zunächst die einzelnen Stammesteile vorzustellen, da sich das Stammesland der Sachsen in vier Großräume aufteilte:

der erste Großraum umfaßt das Kerngebiet, das Stammland der Altsachsen in Wigmodien und Haduloha, im Elbe-Weser-Dreieck gelegen. Von Cuxhaven im Norden erstreckt es sich im Süden bis zu den Grenzen des Teufelsmoores bei Bremen. Dieses Kernland wurde von Hauken und eingedrungenen Reudingern bewohnt. Ein eigenes Rechtssystem zeichnete dieses Kernland bis in die Zeit Karls des Großen aus.(9)
als zweiter Großraum ist Engern zu nennen. Engern bedeutet das Land der Angriwarier. Es liegt südlich von Bremen und umfaßt den Verdener Landkreis.
Der dritte Großraum ist Ostwestfalen. Er umfaßt den zentralen Bereich des heutigen Mittelniedersachsens. Als Kernland ist das Gebiet um Hannover zu nennen.
als vierter und letzter Großraum ist Westfalen aufzuzählen. Dieser Landstrich entspricht dem heutigen Westfalen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Für alle diese Stammesteile gab es eine Art Hauptversammlungsstelle, eine Thingstätte. Diese war in Markelohe gelegen.(10) Markelohe entspricht dem heutigen Markloh an der Weser.

Die wichtigste Hauptquelle, die über eine solche einmal jährlich stattfindende Thingversammlung berichtet, ist die sogenannte Vita, die Lebensbeschreibung des Leifwin bzw. Leboin von ca. 920 n.d.Zw.(11) Leifwin war ein christlicher Missionar im Sachsenland. Er hatte Markeloh besucht und auf dem Thing das Christentum verbreiten wollen. Er berichtete von der Zusammensetzung eines solchen Thinges mit zwölf Vertretern eines jeden Stammes aus jedem Gau. Es ist weiter überliefert, daß die einzelnen Gaue Vertreter ihrer Landschaft wählten und alle zusammen dann einen Stammesverband bildeten. Auf einer solchen Versammlung wurde Gericht gehalten und über Krieg und Frieden entschieden. Im Kriegsfall wurde dann ein Herzog als Heerführer des Stammes gewählt. Ein Königtum war bei den Sachsen unbekannt.(12)

2.2 Die Stände

Weiterer wichtiger Bestandteil der Verfassung war die Aufteilung in einzelne Stände, die in den Stammesteilen jedoch unterschiedlich vorgenommen wurde.

Im Elbe-Weser-Dreieck und in Albingen, dem Land nördlich der Elbe, gab es nur einen Stand der Freien mit wirtschaftlicher und spätzeitpolitischer Oberschicht, dem Edel. Hier läßt sich keine unterworfene Unterschicht finden, sondern nur gleichberechtigte Sachsen nebeneinander. Wohl aber läßt sich eine wirtschaftliche Differenzierung feststellen.(13)

In Engern, Ostwestfalen, Westfalen, dem Bardengau, dem Swebengau und dem Bruktariergau läßt sich dagegen folgende Standesverteilung finden:

den ersten Stand, den Edelstand.
als zweiten Stand den der Frielinge, zu der wohl eine unterworfene Vorbevölkerung zu gelten hat.
als dritten Stand den der Laten, ein mehr oder weniger rechtloser Knechtstand.(14)

Adel und Frielinge bildeten hier den Kern der sächsischen Gesellschaft. Allgemein gilt jedoch, daß der Edel bzw. Adel in Altsachsen nicht wie in fränkischer Zeit durch Geburt und Königstreue erlangt war, sondern durch eigenes, meist kaufmännisches oder bäuerliches Leistungsvermögen. Ein sozialer Aufstieg durch kriegerische Taten und Raubzüge war durchaus möglich. Die Archäologie belegt dies durch erhebliche Gräberfeldfunde, in welchen auch Beutestücke aus Überfällen auf die gallische Küste zu finden sind.(15)

Die Verfassung der Sachsen sah weiter vor, daß die vom Kernland im Elbe-Weser-Dreieck ausströmenden Altsachsen eines einheitlichen Standes der Freien mit ihrer kriegerischen Führungsschicht andere Stämme in der Folgezeit in ihren Stammesverband aufnahmen. Die Altsachsen des Kernlandes bildeten dann die Oberschicht, den Adel und die Frielinge. Dabei wurden der Adel und die Frielinge durch die Vorbevölkerung der eingegliederten Stämme ergänzt. Insgesamt schlossen sich zum Sachsenverband folgende Altstämme zusammen:

Der Stamm der Hauken, Stammesteile der Reudinger, die Angriwarier, ein Teil der Langobarden, ein Teil der Sweben, ein eroberter Teil der Thüringer, die Bruktarier, die Herusker, ein Teil der Hatten, der heutigen Hessen, sowie Teile der Friesen.

2.3. Der Glaube der Altsachsen

In Altsachsen ließ sich ein ausgeprägter Wodanskult vorfinden, ebenso ein ausgeprägter Tyrkult, in der späteren Namensform "Sachnot" genannt. Dazu wurden alle alten germanischen Götter verehrt.(16) Dabei galt der Sachnot, Tyr, als spezieller Schutzgott der Seeraubgruppen. Auch in heutiger Zeit läßt sich noch eine Vielzahl von ehemaligen Verehrungsorten in der Namensgebung wiederfinden, wie in Godesberge, Thorsberge u.ä.

In der Sonnenzeit, der Bronzezeit, war der Tyr noch oberster Gott des indogermanischen Raumes. Hier werden heutzutage Parallelen zu dem Griechenwort Zeus und dem Lateinwort Deus gezogen.(17) In der Eisenzeit wird dann Wodan Hauptgott der Germanen. Sein Symbol ist der Mond. Der Wechsel von einem sonnigen hin zu einem kühleren Zeitabschnitt in Germanien spiegelt sich auch in der Götterverehrung wider. Die alten Götter wurden von den Sachsen bis in die Frankenzeit hinein verehrt. Erwähnenswert ist hier die Abschwörungsformel der Franken, die die Sachsen bei ihrer erzwungenen Hinwendung zum Christentum aufsagen mußten:

"Versagest du dem Wodan unde Thunar unde dem Sachsennot un allen anderen Unholden!"(18)

Zur Zeit der größten Ausdehnung umfaßte der Stammesverband der Sachsen neben ingwäonischen auch irmionische Volksgruppen.(19) Der Stammesverband bildete somit eine große Kulturgemeinschaft aus Nordsee- und Westgermanen. In dieser Kulturgemeinschaft galten Eichen, heilige Haine und Jedutenberge als heilige Orte.(20)

Weiteren Aufschluß über rituelle Handlungen geben heute Moorfunde mit Waffen-, Schmuck- und Kleiderfunden als Zeugnis über Opfergaben an die Götter. Daneben wurden auch Menschen- und Pferdeopfer gefunden.(21)

2.4. Die Sprache

Das Plattdeutsche von heute ist die damalige Sprache der Sachsen. Es hat von allen lebenden germanischen Mundarten einen ältesten Lautstand bewahrt. Es ist eng mit dem von ihm abstammenden Englischen und Holländisch-Flämischen verwandt. Ebenso, allerdings etwas entfernter, verhält es sich mit dem Friesischen, dem Dänischen, dem Norwegischen, dem Isländischen und dem Schwedischen. Das heutige Plattdeutsche ist damals die Mundartgrenze einer zweiten Lautartverschiebung gewesen. Unter Lautverschiebungen versteht man große überregionale Betonungs- und Sprachveränderungen, die in ihrer ersten Ausbreitungswelle ganz Germanien erfaßten. In einer zweiten Welle im 10 Jhd. wurde der norddeutsche Raum, der die Siedlungsgebiete der Sachsen umfaßte, nicht mehr miterfaßt. Daher trennt diese zweite Lautverschiebung das Plattdeutsche vom Oberdeutschen und bewahrte eine ursprüngliche Form der sächsischen Sprache. Die Grenze der zweiten Lautverschiebung deckt sich mit der Grenze der plattdeutschen Sprache einschließlich der heutigen Niederlande. Mecklenburg, Pommern und Brandenburg gehören erst seit dem Mittelalter diesem Sprachraum an.(22)

3. Die Seeraubzeit

Die Seeraubzeit der Altsachsen beginnt um 150 - 200 n.d.Zw. und ist eine direkte Fortsetzung der Seezüge der alten Hauken. Die Sachsen verheerten immer wieder die gesamte gallisch-römische Nordsee und die Atlantikküste.(23) Auch Britanien wurde ständig angegriffen. Um sich gegen diese Angriffe zu schützen, errichteten die Römer einen Abwehrwall gegen die Seeräuber, den sog. Limes Saxonicus.(24) Da er sich in den folgenden Jahrzehnten aber als wirkungslos erwies, konnten die Sachsen an den großen Flußmündungen in Gallien sowie in England allmählich Fuß zu fassen. Die erfolgreiche Seeraubphase führte im Sachsenland selbst zu erheblichen Wohlstand und Reichtum, was sich durch die Archäologie anhand von Gräberfeldern sehr gut nachvollziehen läßt.(25)

4. Die Eroberung Britaniens

Im 4. Jhd. verlor Britanien seine römischen Schutzlegionen und gehörte formell nicht mehr zum Römischen Reich. Rom mußte seine Truppen abziehen, um mit ihnen die Rheingrenze gegen immer größere und übermächtigere germanische Heeresverbände, im Kampf um die gallische Provinz, verteidigen zu können.(26) Um 449 n.d.Zw. griffen Sachsen, Angeln und Jüten gemeinsam nach den britanischen Inseln. Anfangs von den Briten selbst zu Hilfe gegen Pikten und Skoten ins Land gerufen, gründeten die germanischen Stämme in Britanien sieben Stammesreiche:

Kent, Sussex, Wessex, Ostangeln, Mercia, Bernicia und Deira.(27)

Im ständigen Kampf drängten die Angelsachsen einen Teil der Briten an die Westküste, einzig Wales blieb römisch-keltisch. Aus dieser Zeit stammt die Arthus-Sage, die von dem vergeblichen Kampf gegen die Angelsachsen berichtet. Ein anderer, ganz erheblicher Teil der britischen Bewohner wurde ganz von der Insel vertrieben und flüchtete nach Gallien. Die von ihnen bewohnte Landschaft heißt noch heute Bretagne.

5. Die Frankenkriege und ein erzwungenes Christentum

Schon in frühester sächsischer Zeit, ab dem 3. Jhd. n.d.Zw., gerieten die Sachsen immer wieder mit fränkischen Teilstämmen in Kriegshandlungen. Durch den sächsischen Druck wichen die Salier in ihr späteres Siedlungsland zurück. Im Jahre 530 n.d.Zw. fielen Sachsen und Franken gemeinsam über Thüringen her und teilten die eroberten Landesabschnitte zwischen sich auf.(28) Diese Zweckgemeinschaft blieb jedoch nicht von langer Dauer und bald schon kam es im Grenzland mit den Meriowingern zu ernsthaften Kämpfen. Nach Zeitabschnitten der Ruhe fand die sächsisch-fränkische Auseinandersetzung schließlich ihren Höhepunkt in dem großen 30 Jahre lang dauernden Sachsenkrieg Karls des Großen.

Als Karl der Große im Jahre 772 in Sachsen eindrang, schlossen sich die Sachsen aufgrund der beispiellosen militärischen Härte mit der die christlichen Franken insbesondere gegen den Sachsen heilige Orte wüten, unter Herzog Widukind zu einem festen Verbund zusammen. Bis dahin waren die Sachsen noch altgermanischen Glaubens.

Nach einer Teilbesetzung Sachsens durch die Karolinger kam es in der Folge immer wieder zu kleineren Schlachten und Gefechten in den einzelnen Sachsengauen, z.B. im Jahre 779 bei Bocholt und 782 bei Hameln, auf die das Blutgericht bei Verden folgte. Dort ließ Karl, um den sächsischen Widerstand vernichtend zu treffen, ca. dreitausend sächsische Heerführer und Adlige töten. Das auch für die damalige Zeit ungewöhnlich grausame politische Verhalten läßt bis heute einen erheblichen Schatten auf das Bild Karls des Großen fallen.(29)

Dem seiner Oberschicht zum Teil beraubte Volk wurde neben der fränkischen Oberhoheit durch harte Gesetze zugleich das Christentum aufgezwungen. Damit sollten sich geistliche und materielle Ziele der fränkischen Politik verwirklichen. Karl ordnete unter Androhung der Todesstrafe die christliche Taufe an. Archäologisch findet sich dafür die Bestätigung in den Gräberfeldern Niedersachsens. Danach finden sich keine der bis dahin üblichen Brandgräber mehr an, sondern nur noch beigabenlose Körpergräber mit einer Süd-Ost-Ausrichtung, und nicht mehr die einer germanischen Religion entsprechende Nord-Süd-Ausrichtung.

Im alten Kernland der Sachsen, im Elbe-Weser-Land, kam es trotzdem zu schweren Kämpfen gegen die vorrückenden Franken. Die allgemeine Notlage führte 783 zur letzten großen Schlacht an der Haade. Danach zogen die Franken ein Jahr lang vernichtend durch die östlichen und 785 durch die bisher unbesetzten nördlichen Gaue. Um dem großen Elend seines Volkes ein Ende zu bereiten, ergab sich der Sachsenherzog Widukind 785 Karl dem Großen. Als Zeichen seiner Ergebenheit ließ er sich in der Pfalz zu Attigny taufen. Insgesamt fielen in diesen Kriegen ca. 160.000 Menschen oder wurden vertrieben.(30)

Durch die Errichtung von Bistümern in Bremen, Münster, Paderborn, Verden und Minden wurde das Sachsenland der Kirche unterstellt. Ebenso mußten die Sachsen von jetzt ab dem fränkischen Kaiser Steuern entrichten.(31)

Im Jahre 792 kam es zum letzten größeren Aufstand gegen die Franken, ausgelöst durch eine Zwangsheeresaushebung anläßlich der Avarenkriege. Nachdem fränkische Heere ein volles Jahrzehnt lang Landstrich um Landstrich in Sachsen verwüstet hatten, waren die Sachsen nach 799 nicht mehr in der Lage, erfolgreich Widerstand zu leisten. Fünfundzwanzigtausend Menschen wurden aus dem Elbe-Weser-Land zwangsausgesiedelt. Die so entvölkerten östlichen Elblandschaften blieben den Slawen überlassen.

Im Jahre 804 fand eine endgültig letzte militärische Auseinandersetzung der nördlichen Sachsen mit dem fränkischen Reich statt. Einige aus dem dänischen Exil zurückgekehrte sächsische Häuptlingsfamilien vertrieben die neu eingesetzten fränkischen Grafen aus ihrem alten Land. Die Niederlage im sogen. Stellinger Aufstand Ende 804 manifestierte das Ende des sächsischen Freiheitsstrebens.(32)

An dieser Stelle findet die eigenständige Geschichte des Sachsenstammes ihr Ende. Sie geht, wie die Geschichte der anderen mitteleuropäischen Germanenstämme, in eine gemeinsame deutsche Geschichte über.

(1) Sigurt von Pfeil: Die Sachsensage bei Widukind von Corvey, Rotenburg 1969, S.5
(2) Richard Drögereit: Haduloha und Hadugot, Gedanken zur Sächs. Stammessage, Festschrift der Männer v.
Morgenstern, Bremerhaven 1959, S. 47
(3) Ingwäonen sind eine der drei großen Kulturgruppen der germanischen Frühzeit.
(4) Werner Haarnagel: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Das Elbe- Weser-Dreieck III: Exkursion
Brhv, Worpswede, Mainz 1976, S. 42.
(5) Walter Wöhlke: Die Sachsen, Rotenburg 1973, S. 12.
(6) Ernst F. Jung: Die Germanen, Augsburg 1994, S. 287.
(7) Sigurt von Pfeil: Die Sachsensage bei Widukind von Corvey, Rotenburg 1969, S.17

(8) Ernst F. Jung: Die Germanen, Augsburg 1994, S. 214.
(9) Werner Pessler: Ethnographische Wellen des Sachsentums. Aufsatz in: Wörter und Sachen Bd. I, München 1909,
S. 49.
(10) Wolfram Herwig: Quellen zur Geschichte des Mittelalters "Vita des Laifwin", Darmstadt 1982, S. 74.
(11) Ebenda, S. 75
(12) siehe auch W. Lammers: Die Stammesbildung bei den Sachsen, Darmstadt 1957, S. 32.
(13) Werner Haarnagel: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Das Elbe- Weser-Dreieck III:
Exkursion Brhv, Worpswede, Mainz 1976, S. 22.
(14) Friedrich Tischler: Zur Frage der nordwestdeutschen Siedlungs- und Kulturgrundlage im Frühmittelalter,
Darmstadt 1955, S. 19.
(15) Werner Haarnagel: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Das Elbe- Weser-Dreieck III:
Exkursion Brhv, Worpswede, Mainz 1976, S. 23.

Ernst F. Jung: Die Germanen, Augsburg 1994, S. 239.
Kurt Pastenaci: Volksgeschichte der Germanen, Berlin 1936, S. 218.
Jakob von Richthofen: Zur Lex Saxonicum, Leipzig 1918, S. 340.
Das ist der zweite germanische Kulturverband, er umfaßt Mittel- und Norddeutschland.
Ernst F. Jung: Die Germanen, Augsburg 1994, S. 26
Werner Haarnagel: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Das Elbe- Weser-Dreieck III:
Exkursion Brhv, Worpswede, Mainz 1976, S. 139.

Werner König: dtV-Atlas zur deutschen Sprachgeschichte, München 1995, S. 40f.
Richard Drögereit: Haduloha und Hadugot, Gedanken zur Sächs. Stammessage, Festschrift der Männer v.
Morgenstern, Bremerhaven 1959, S. 31.
Heinar Schilling: Weltgeschichte, Berlin 1933, S. 216.
Werner Haarnagel: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Das Elbe- Weser-Dreieck III:
Exkursion Brhv, Worpswede, Mainz 1976, S. 30.
Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung, Köln 1977, S. 239.
Heinar Schilling: Weltgeschichte, Berlin 1933, S. 253.
Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung, Köln 1977, S. 558
Heinar Schilling: Weltgeschichte, Berlin 1933, S. 337; zu erwähnen sei hier auch die Aufzeichnung von
H. Löns: Die rote Beeke".
Heinar Schilling: Weltgeschichte, Berlin 1933, S. 338.
Ebenda, S. 338.
Gerhard Hellwig: Daten der Weltgeschichte, München 1983, S. 127.